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Texte zur zeitgenössischen Fotografie und digitalen Bildkunst
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Kunst, Geld und die Bigotterie von links nach rechts

von Thomas Leuner


Ganz Links: „Ist das nicht ein elendes Projekt - endlich so zu sein wie der Kapitalismus immer schon war - sich anpassen, wenn man angefasst sein will? Ich sage dazu nur, das ist der Todestrieb!"
Diedrich Diederichsen in: Stadtmagazin Zitty, Berlin 05/2005.


Gut gebrüllt, Pop-Papst! Das erwärmt das antikapitalistische
Anarchistenherz. Die Anpassung ans Kapital gebiert Selbstmord-
attentäter. In die Hölle mit ihnen! Wir haben das ja schon
immer gewusst!


Die beamtete Mitte: „Der Fall Burkdorf markiert einen neuen Tiefpunkt
in der Wirtschaftskultur Europas. Sind bisher einzelne Kunstwerke der
Willkür des Geldes ausgesetzt, so wird jetzt ein ganzes Museum einfach vom Tisch gekippt wie ein Glas Wasser.“ So Joachim Jäger, der Kustos der Neuen Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof in einem offenen Brief über die Entlassung von Reinhard Spieler am Museum Gertsch durch den Museumseigentümer, der sich das anders überlegt hatte.


Ja, mitspielen will man im Glamour des großen kommerziellen
Kunstzirkus'. Aber wenn's ernst wird, schreit man nach dem BAT.


Rechts aussen: Bernd Schultz, Chef der Villa Grisebach, zur Rückgabe
des Kirchner-Bildes an die Erben Hess durch den Kultursenator Berlins
(FAZ 4.November 2006): „Aus einem deutschen Museum entschwindet das
Hauptwerk... Es wurde geliebt, bewundert und von einer ganzen Nation
als geistiges Erbe betrachtet. Ein amerikanisches Auktionshaus hat es
abholen lassen, am 8. November wird es versteigert. ... Eine unheilbare Verletzung hat stattgefunden, ja eine Amputation.“


Der Raubtierkapitalismus und der nationale Todestrieb... Richtig, und
worum geht es? Nicht um den „Hasen“ von Dürer, sondern um eine
Straßenszene mit böse blickenden Passanten – Deutschland im Spiegel der Moderne – und um ein kleines Museum, das seit Jahrzehnten im tiefen Grunewald vor sich hindämmert. Man hat es errettet - das Bild -, in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt, auf nach New York!


Also: Diedrich Diedrichsen, sich anfassen lassen! Lieber mit dem "jüdischen Kapital" nach New York, als mit Bernd Schultz in den Grunewald!



27.02.2007


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